Was, wenn dein Ex nicht das Problem war – sondern du?
Ich weiß, das ist ein harter Satz. Vielleicht regt er dich auf, vielleicht löst er Widerstand in dir aus. Schließlich hast du gelitten, wurdest verletzt oder betrogen. Du hast alles gegeben, dich bemüht – und
trotzdem ist es schiefgegangen. Vielleicht bist du sogar davon überzeugt, dass du einfach an die falschen Menschen gerätst. Aber was wäre, wenn wir die Schuldfrage für einen Moment beiseitelassen und stattdessen in die Selbstreflexion gehen?
Denn eine unbequeme Wahrheit ist: Unsere Beziehungen sind oft ein Spiegel unserer inneren Welt. Und solange wir uns selbst nicht genau anschauen, nehmen wir immer wieder dieselben Muster mit – egal, wie oft wir den Partner wechseln.
In diesem Artikel wollen wir uns mit den wichtigsten Fragen auseinandersetzen:
- Warum wiederholen sich unsere Beziehungsmuster immer wieder?
- Wie sabotieren wir uns selbst – oft ohne es zu merken?
- Warum fällt es uns so schwer, Verantwortung für unser Verhalten zu übernehmen?
- Und vor allem: Wie können wir aus vergangenen Beziehungen wirklich lernen?
Wenn du bereit bist, dir selbst ehrlich zu begegnen, dann lies weiter.
Warum wiederholen wir immer wieder die gleichen Beziehungsmuster?
Unsere Beziehungen sind oft ein Spiegel unserer inneren Welt. Unsere Kindheit, unsere ersten Bindungserfahrungen und die Art, wie wir gelernt haben, Liebe zu geben und zu empfangen, beeinflussen maßgeblich, wie wir in Partnerschaften agieren. Wenn du zum Beispiel aus einer Familie kommst, in der Liebe an Bedingungen geknüpft war, kann es sein, dass du in Beziehungen unbewusst
um Anerkennung kämpfst – oder Angst hast, nicht genug zu sein.
Auch unbewältigte Traumata können dazu führen, dass wir uns ungesunde Dynamiken aussuchen. Wenn du zum Beispiel immer wieder Partner anziehst, die distanziert oder emotional unerreichbar sind, könnte es sein, dass du unbewusst versuchst, eine alte Wunde aus der Kindheit zu heilen.
Die Frage ist: Erwartest du, dass dein Partner eine Lücke füllt, die nur du selbst schließen kannst? Hast du das Gefühl, dass du immer an den „Falschen“ gerätst? Dass deine Beziehungen immer nach dem gleichen Muster verlaufen? Vielleicht ist es nicht einfach nur Pech. Vielleicht ist es ein unbewusstes Muster, das dich immer wieder in ähnliche Dynamiken zieht.
Typische Muster, die dich in ungesunde Beziehungen führen können:
Du ziehst emotionale Distanz an
Deine Partner:innen sind oft kalt, zurückhaltend oder emotional nicht verfügbar? Vielleicht hast du selbst Angst vor echter Nähe – und suchst deshalb (unbewusst!) Menschen aus, die dir diese Nähe gar nicht geben können. So schützt du dich vor der tiefen Verletzlichkeit, die mit einer wirklich engen Beziehung einhergeht.
Du klammerst und verlierst dich in Beziehungen
Fühlst du dich in Beziehungen oft unsicher und hast das Bedürfnis, deinen Partner oder deine Partnerin zu „kontrollieren“? Hast du Angst, nicht genug zu sein oder verlassen zu werden? Dann könnte dein Muster emotionale Abhängigkeit sein – ein Zeichen dafür, dass du dein eigenes Glück von einer anderen Person abhängig machst.
Du suchst Drama, ohne es zu merken
Sind deine Beziehungen voller Höhen und Tiefen, leidenschaftlicher Streits und intensiver Versöhnungen? Vielleicht verbindest du Liebe mit Aufregung – und findest ruhige, stabile Beziehungen langweilig. Oft steckt dahinter ein altes Trauma oder eine Angst vor echter Sicherheit.
Du hast Angst vor Intimität
Jedes Mal, wenn es ernster wird, verlierst du das Interesse oder findest plötzlich „Fehler“ an der anderen Person? Vielleicht schützt du dich so vor emotionaler Verletzung. Denn wenn du niemanden wirklich an dich heranlässt, kann dich auch niemand tief treffen.
All diese Muster haben eines gemeinsam: Sie laufen oft unbewusst ab. Und solange du sie nicht erkennst, wirst du sie immer wiederholen – unabhängig davon, mit wem du zusammen bist.
Wie sabotierst du dich selbst – ohne es zu merken?
Manchmal sind wir unser eigener größter Feind in Beziehungen. Hier sind einige der häufigsten Arten, wie wir uns selbst sabotieren:
- Du erwartest, dass dein Partner dich glücklich macht.
Doch niemand kann eine Lücke füllen, die du selbst in dir trägst. Wenn du innerlich unzufrieden bist,
wird keine Beziehung das für dich lösen. - Du hast überhöhte Erwartungen – und suchst den perfekten Partner.
Statt eine echte Verbindung aufzubauen, suchst du nach Fehlern oder glaubst, dass es irgendwo
jemanden gibt, der „besser“ ist. - Du kommunizierst nicht ehrlich.
Statt deine Bedürfnisse klar auszusprechen, erwartest du, dass dein Partner sie „errät“. Oder du
unterdrückst deine Wünsche aus Angst vor Zurückweisung. - Du wiederholst alte Muster aus deiner Kindheit.
Die Art, wie wir als Kinder Liebe erfahren haben, beeinflusst oft unbewusst, wie wir als Erwachsene
lieben. Wenn Liebe für dich mit Anstrengung oder Zurückweisung verbunden war, kannst du das
unbewusst in deine Partnerschaften tragen.
Jedes dieser Muster kann dazu führen, dass du in Beziehungen unglücklich bist – ohne zu merken, dass du selbst einen Teil dazu beiträgst.
Warum fällt es uns so schwer, Verantwortung für unser Verhalten zu übernehmen?
Es ist viel einfacher, die Schuld beim anderen zu suchen. Schließlich hat dein:e Ex dich verletzt, sich falsch verhalten oder war einfach nicht der oder die Richtige. Und ja – vielleicht trifft das auch zu. Aber wenn wir die gesamte Schuld immer auf den anderen schieben, nehmen wir uns selbst die Möglichkeit, zu wachsen.
Unser Ego schützt uns vor unangenehmen Wahrheiten. Es erzählt uns, dass wir immer nur Pech haben, dass wir Opfer der Umstände sind oder dass die „Richtigen“ uns einfach nicht zu schätzen wissen. Doch solange wir uns selbst nicht reflektieren, bleiben wir in diesem Kreislauf gefangen.
Der unangenehme, aber befreiende Gedanke ist: Wir haben mehr Kontrolle, als wir denken. Wenn wir bereit sind, ehrlich auf uns selbst zu schauen, können wir uns von alten Mustern befreien.
Wie kannst du aus vergangenen Beziehungen wirklich lernen?
Anstatt deinem Ex die Schuld zu geben, stelle dir folgende Fragen:
- Was hat mir diese Beziehung über mich selbst gezeigt?
- Welche Ängste oder Unsicherheiten kamen in dieser Partnerschaft immer wieder hoch?
- Wie habe ich zur Dynamik der Beziehung beigetragen – positiv oder negativ?
- Welche Muster erkenne ich, wenn ich auf meine vergangenen Beziehungen zurückblicke?
- Was kann ich jetzt tun, um in Zukunft gesündere Beziehungen zu führen?
Wachstum beginnt dort, wo wir bereit sind, ehrlich hinzusehen. Vielleicht bedeutet das, deine Kindheit zu reflektieren, dich mit alten Verletzungen auseinanderzusetzen oder dir professionelle Unterstützung zu holen. Vielleicht heißt es aber auch einfach, achtsamer mit dir selbst zu sein – und zu erkennen,
dass du dein Glück nicht von einer Beziehung abhängig machen musst.
Fazit: Dein Ex hatte vielleicht recht – und genau das ist deine Chance
Dieser Artikel soll nicht sagen, dass dein:e Ex perfekt war oder dass du alleine Schuld am Scheitern der Beziehung trägst. Beziehungen sind immer ein Zusammenspiel aus zwei Menschen. Aber wenn du wirklich wachsen willst, dann frage dich: Was kann ich aus dieser Erfahrung lernen?
Denn je mehr du dich selbst verstehst, desto leichter wird es, gesunde Beziehungen zu führen – mit dir selbst und mit anderen.
Deine Vergangenheit bestimmt nicht deine Zukunft – es sei denn, du lässt es zu.
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